Als Bier und Kältetechnik eine Liaison eingingen

CARL VON LINDE´S IDEE WURDE VOR 150 JAHREN PUBLIZIERT

Vor 150 Jahren beschrieb Carl von Linde in einer Zeitung seine Ideen zur „Eis- und Kühlmaschine“. Zwei Bierbrauer wurden darauf aufmerksam und finanzierten Linde´s Idee. Von dieser Liaison profitieren heute Milliarden Menschen in Form gut funktionierender Kältetechnik für viele Anwendungsgebiete (und gut gekühltem Bier).

Die erste Großkältemaschine im Dauerbetrieb,
die der deutsche Ingenieur Carl von Linde
erfunden hatte, wurde 1877 in einer österreichischen
Dreher-Brauerei in Triest in Betrieb genommen
(und lief dort 31 Jahre lang).

Der damals 30-jährige junge deutsche Maschinenbau-Professor Carl von Linde beschrieb 1871 im „Bayrischen Industrie-und Handelsblatt“ mit dem Titel: „Verbesserte Eis- und Kühlmaschine“, dass die Kaltdampf-Kältemaschine zur künstlichen Kälteerzeugung am wirtschaftlichsten zu betreiben ist. Der Artikel weckte das Interesse der Bierbrauer, denn die mussten ja zu dieser Zeit Tonnen von Natureis im Winter beschaffen und lagern, um auch in den Sommermonaten Bier zu brauen.

Im Sommer 1871 trat August Deiglmayr, der Direktor der größten österreichischen Brauerei Dreher, an Linde mit der Frage heran, ob es möglich wäre, eine Kühlanalage für einen Gärkeller in deren Brauerei in Triest zu bauen. Mit dem Onkel von Deiglmayr, Gabriel Sedlmayr von der Münchener Spaten-Brauerei, fanden die beiden einen weiteren Interessenten, der Linde sowohl mit Räumlichkeiten in München als auch finanziell bei seinen Versuchen unterstützte. Die ersten Versuche mit der ersten Konstruktion und dem Kältemittel Methyläther schlugen fehl. Ein zweiter Entwurf, diesmal mit dem Kältemittel Ammoniak, war aber dann erfolgreich.

Linde meldete den neuen Kompressor am 25. März 1876 zum Bayrischen Patent und im August 1877 beim gerade erst gegründeten Reichspatentamt zum Reichspatent an (Patent-Nr.: 1250).

Die erste Ammoniak-Kältemaschine wurde 1876 an die Dreher-Brauerei in Triest verkauft und lief dort von 1877 an 31 Jahre lang. Das war die weltweit erste voll funktionsfähige Kaltdampf-Kältemaschine für industrielle Anwendungen! Seine erste Kältemaschine ist heute im Original im „Haus der Bayrischen Geschichte“ in Regensburg zu besichtigen. Die Erf indung der Kältetechnik durch einen deutschen Ingenieur war für Brauereien eine der wichtigsten Errungenschaften – wir alle profitieren noch heute davon.

Diese und viele weitere interessante geschichtliche Begebenheiten, die im Zusammenhang mit der Kälte- und Klimatechnik stehen, finden sich beim VHKK. Der deutsche Verein Historische Kälteund Klimatechnik e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte der Kälteund Klimatechnik zu dokumentieren und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zum Beispiel wird auf der Vereins- Webseite auf die „Straße der Kälte“ hingewiesen – Ziele in Deutschland, wo historisch interessante Objekte und Anlagen im Bereich Kälte-/Klima zu sehen sind. dokumentieren und sie nach Möglichkeit Interessierten zugänglich zu machen. Damit soll auch das Interesse der Betreiber und Träger, so wie der Öffentlichkeit geweckt werden, diese Objekte und Anlagen zu erhalten.